01Juli
11402

Zu spät

Verloren ist wer rufet dich,
des Glaubens Schwert zerbricht in sich.
Verloren ist der Seelenglanz,
wer ablegen will der Tugend Kranz.
Drum rufe laut Geschwisterkind:
,Erbarmen Vater deinem Kind.‘

Engelsgleich du kommst daher,
bringst mit des falschen Lichtes Zier.
Zynisch deine Zunge spricht,
wer erkennt der folgt dir nicht.
Doch listig ist dein böses Spiel,
und der Schwäche will gefallen viel.

Seelenwüste ist dein Land,
und die Kinder sind am Rand.
Wer will treten in den Sand,
der wird sein in deiner Hand.
Honigsüß du ihm versprichst,
was das Herz ihm nur erpicht.

Gelingen wird ihm nun das Leben,
und die Welt ihm Ruhe geben.
Wohlgeruch umnachtet ihn,
und der Sinnenrausch betäubet ihn.
Oh, wie will es doch gefallen,
will man nur dem Vater nicht gefallen.

Und ruft doch mal die Sehnsucht nach dem Vater,
so ist er gleich an deinem Lager.
Die Schlange gleich mit arger List,
mit Zweifel-Dolch ins Herz sie sticht.
Du machst nichts falsch, es ist schon recht,
deine Sehnsucht ist nicht echt.

So gehen sie hin die Jahre fern,
das Fleisch zerfällt in seinen Kern.
Der Welten Freuden nun alle fort,
einsam gebunden an Fleisches Ort.
Die Seele will trennen, nach Hause sich wenden,
doch Ketten sie binden, was in der Tiefe will enden.

,Was tust du da, du hast gebrochen,
was du mir hast einst versprochen.‘
,Alles was ich ich hab war dein,
nun gebe mir was ist dein!‘
,Nichts ist mein was nicht wäre auch dein.‘
,So soll auch deine Seele sein mein!‘

Schreckend Herz, es nun erkennt,
der Welten Lohn ihn nun versenkt.
Was nützen all der Jahre Glück,
wenn die Seele bricht am Stück.
Marter nun das ewig Los,
für das Glück im Weltenschoß.
PiusV+X
Deutschland, deine Poeten!
Eva teilt das
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Was nützen all der Jahre Glück,
wenn die Seele bricht am Stück.