der Logos
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15. August - Mariä Himmelfahrt

Vier Hochfeste hat das Kirchenjahr. Weihnachten ist das Hochfest des Vaters, Ostern das des Sohnes, Pfingsten das des Heiligen Geistes, und als viertes Hochfest gilt die Himmelfahrt der lieben Mutter …Mehr
Vier Hochfeste hat das Kirchenjahr. Weihnachten ist das Hochfest des Vaters, Ostern das des Sohnes, Pfingsten das des Heiligen Geistes, und als viertes Hochfest gilt die Himmelfahrt der lieben Mutter Gottes.
Auf Golgatha hatte der Heiland, wie wir wissen, das Liebste, was er auf Erden besaß, seine heiligste Mutter Maria, dem Lieblingsjünger Johannes anvertraut. Johannes nahm Maria zu sich und hat wie ein guter Sohn für sie gesorgt, lieb und treu, viele Jahre lang.
Als Johannes nach dem Pfingstfest Jerusalem verließ und nach der Stadt Ephesus in Kleinasien verzog, um dort das Evangelium zu verkünden, ging Maria mit ihm dorthin. Alle Tage hat der Lieblingsjünger in diesen Jahren vor Maria das heilige Opfer gefeiert und die Gottesmutter mit dem heiligen Fronleichnam ihres Sohnes erquickt und gestärkt. Es waren ruhige, friedvolle Jahre, die Maria in Ephesus verlebte, die nur mehr durch ein letztes stilles Leid getrübt wurden, das darin bestand, dass sie sich alle Tage mehr und alle Tage …Mehr
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Fest Mariä Himmelfahrt
Maria schwebt zu Gottes Thron empor,
Die Engel leiten sie auf ihren Wegen;
Und von dem strahlenreichen Himmelstor
Kommt ihr die Schar der Seligen entgegen.
Sie alle jubeln in entzücktem Sinn
Und grüßen sie als ihre Königin.

1. Gleichwie der Hirsch nach den lebendigen Quellen, so dürstete Maria nach der Anschauung ihres Gottes. Und das Feuer der lebendigsten Liebe, das in …Mehr
Fest Mariä Himmelfahrt

Maria schwebt zu Gottes Thron empor,
Die Engel leiten sie auf ihren Wegen;
Und von dem strahlenreichen Himmelstor
Kommt ihr die Schar der Seligen entgegen.
Sie alle jubeln in entzücktem Sinn
Und grüßen sie als ihre Königin.


1. Gleichwie der Hirsch nach den lebendigen Quellen, so dürstete Maria nach der Anschauung ihres Gottes. Und das Feuer der lebendigsten Liebe, das in ihrem heiligsten Herzen brannte, löste ihre gebenedeite Seele von ihrem Leib, dem lebendigen Tempel Gottes. Sie starb als ein Brandopfer der Liebe. Sie starb, in allen Dingen vollkommene Gleichförmigkeit mit ihrem göttlichen Sohn zu erlangen, und die Beschützerin ihrer sterbenden Verehrer zu werden, die mit Andacht sie anrufen, für sie zu bitten jetzt und in der Stunde ihres Todes. Rufen wir diese unsere mächtige Fürsprecherin jeden Tag in aller Andacht unserer Herzen an, und wir werden in der Zeit unserer Todesangst ihre Hilfe erfahren.

2. Kostete aber Maria den Tod, so schaute sie doch nimmermehr die Verwesung. Wie auch hätte es je der Ehre Gottes geziemt, diese heilige Arche, dies Heiligtum seiner Gnade, diesen unbefleckten Leib, aus dessen reinstem Fleisch sein eingeborener Sohn die Menschheit angenommen hatte, zu einer Speise der Würmer zu erniedrigen! Es bestehen unverwerfliche Zeugnisse, dass sie am dritten Tag erstand. Alle Väter sprechen dies in ihren Lobreden auf sie aus, und die Kirche führt diese Zeugnisse in ihren Tageszeiten an. "Aufgenommen ward Maria in den Himmel," spricht sie, "es erfreuen sich darüber die Engel und lobpreisen den Herrn."

3. Wie glorreich aber war die Aufnahme dieser wunderbaren Jungfrau. Alle Chöre der heiligen Engel kamen ihr, der Mutter ihres himmlischen Königs, entgegen, und huldigten ihr als ihrer himmlischen Königin. Alle heiligen Patriarchen und Könige Israels begrüßten sie frohlockend als ihre erlauchteste Tochter. Ja der König der Glorie selbst empfing sie, stellte sie der göttlichen Dreieinigkeit als seine hochgeliebte Mutter vor, und setzte sie auf den Thron der Glorie, wo sie nun als Königin des Himmels alle seligen Geister ewig erfreut und für die Kinder der heiligen Kirche bittet. Verehren wir sie durch Nachahmung ihrer heiligen Tugenden, damit wir einst Anteil an ihrer glorreichen Seligkeit erlangen. "Erhebe dich, Herr, zu deiner Ruhe; du und die Arche deiner Heiligung." (Psalm 132,8)

heiligen-legende.de/stanislaus-kostka-von-polen/
Isolde Essen
Eines der schönsten Feste im Kirchenjahr!
alfredus
Freue dich du Jungfrau Maria, dein Sohn Jesus Christus hat dich erhöht und geheiligt und über alle Geschöpfe gestellt ... ! Uns als Mutter und Helferin geschenkt, bist du die Fürbittende Allmacht bei Gott ! Bitte Gott für uns, o Maria ... !
martin fischer
Danke für den Beitrag
der Logos
Das Fest der Himmelfahrt Mariä im Marianischen Festkalender
"Heute hat sich die Jungfrau Maria zum Himmel erhoben. Freut euch, denn sie herrscht nun mit Christus auf ewig." (Kirchliche Antiphon)
Die katholische Kirche zeichnet dieses Fest Mariens vor allen andern durch besondere Feierlichkeit aus, wozu ausdrücklich die Kräuterweihe gehört. Die Aufnahme Mariens in den Himmel, nachdem sie dem Tod …Mehr
Das Fest der Himmelfahrt Mariä im Marianischen Festkalender

"Heute hat sich die Jungfrau Maria zum Himmel erhoben. Freut euch, denn sie herrscht nun mit Christus auf ewig." (Kirchliche Antiphon)

Die katholische Kirche zeichnet dieses Fest Mariens vor allen andern durch besondere Feierlichkeit aus, wozu ausdrücklich die Kräuterweihe gehört. Die Aufnahme Mariens in den Himmel, nachdem sie dem Tod den Zoll gegeben und in das Grab gelegt war, wird von der Überlieferung in der jedem Christen bekannten Weise gemeldet. So betrachten wir denn heute am Tag ihrer Aufnahme vor allem ihren Hingang.

Maria blieb nach der Himmelfahrt Jesu Christi deswegen auf Erden zurück, um zur Verbreitung des heiligen Glaubens mitzuwirken. Deshalb nahmen auch die Jünger Jesu in ihrer Not zu Maria ihre Zuflucht, worauf sie ihre Zweifel löste, sie in den Verfolgungen stärkte und ihnen Mut einflößte, alle ihre Kräfte anzuwenden, um die Ehre Gottes und das Heil der erlösten Seelen zu befördern. Freilich blieb Maria gerne auf Erden, weil sie wusste, dass dies der Wille Gottes für das Wohl der Kirche sei. Aber dennoch war es unmöglich, dass sie nicht einen großen Schmerz empfand, als sie die Gegenwart und den Anblick ihres geliebten Sohnes, der in den Himmel aufgefahren war, entbehren musste. Der Heiland selbst hat gesagt: Wo euer Schatz st, da wird auch euer Herz sein. Weil nun aber Maria kein anderes Gut liebte als Jesus, so mussten, nachdem Jesus in den Himmel aufgefahren war, alle ihre Wünsche nur den Himmel zum Gegenstand haben. Man erzählt, dass die göttliche Mutter ihr liebendes Herz während dieser bitteren Trennung von ihrem Sohn häufig durch den Besuch der heiligen Orte in Palästina, jener Orte, an denen ihr Sohn sich während seines Lebens aufhielt, tröstete. Aber besonders oft besuchte Maria den Kalvarienberg, auf dem ihr Sohn starb, und das heilige Grab, in das man ihn nach seinem Tod legte. Auf solche Weise suchte die liebevolle Mutter sich die Schmerzen ihrer Verbannung auf Erden zu erleichtern.

Cedrenus, Nicephorus und Metaphrastes erzählen, dass Gott der seligsten Jungfrau einige Tage vor ihrem Tod den Erzengel Gabriel schickte, der ihr eines Tages verkündigt hatte, dass sie die auserwählte und gebenedeite Jungfrau ist, die zur Mutter ihres Gottes bestimmt wäre. Nachdem Maria diese selige Nachricht empfangen hatte, benachrichtigte sie den heiligen Johannes davon. Noch einmal besuchte Maria die heiligen Orte von Jerusalem. Hierauf begab sie sich in ihr ärmliches Häuschen, um sich zum Tod vorzubereiten. Während dieser Zeit besuchten die Engel ihre geliebte Königin und empfanden großen Trost bei dem Gedanken, dass sie Maria bald im Himmel gekrönt sehen würden. Mehrere Schriftsteller erzählen, dass, ehe die göttliche Mutter starb, alle Apostel und ein Teil der Jünger des Herrn durch ein Wunder aus den verschiedenen Weltteilen, in denen sie zerstreut waren, in dem Zimmer der göttlichen Mutter vereinigt wurden.

Maria bat die Jünger, nach ihrem Tod für ihre Beerdigung zu sorgen, segnete sie und befahl dem heiligen Johannes, ihre beiden Kleider zwei Jungfrauen, die sie eine Zeit lang bedient hatten, zu schenken. Hierauf legte Maria sich mit dem größten Anstand auf ihr armes Bett nieder mit dem innigen Wunsch, auf ihm den Tod und mit dem Tod die Entgegenkunft ihres göttlichen Bräutigams zu erwarten, der binnen kurzem zu ihr kommen sollte, um sie mit sich in die ewige Herrlichkeit einzuführen.

Nachdem die Liebe Gottes mit ihren seligen und heftigen Flammen schon beinahe alle Lebensgeister verzehrt hatte, verlor endlich dieser himmlische Phönix mitten in so helllodernder Glut sein Leben. Die Engel kamen in Chören herbei, um sich zu rechter Zeit bei dem glänzenden Triumphzug einzufinden, in dem sie Maria in den Himmel geleiten sollten. Der Anblick dieser heiligen Geister gewährte freilich der göttlichen Mutter reichlichen Trost. Aber ihr Trost blieb dennoch unvollkommen, solange sie nicht ihren geliebten Jesus erscheinen sah, der der einzige Grund ihrer Liebe war.

Aber siehe, schon erscheint Jesus, um seine Mutter mit sich zu nehmen und in das Reich der Seligen zu führen.

Und nun löste sich diese große und heilige Seele, diese schöne Taube des Herrn von den Banden dieses Lebens und eilte in den Himmel, wo sie als eine Königin thront und die ganze Ewigkeit hindurch thronen wird.

Mariä Himmelfahrt

Nachdem mit frommem Mut
Die zwölf Apostel gut
Den heiligen Geist empfingen,
Da eilten sie und gingen
In die Lande her und hin,
Dem Wort getreu mit frommem Sinn,
Das ihr Herr sie predigen hieß;
Ihrer keiner das unterließ:
Sie säten, wohin sie kamen,
Rechter Lehre Samen,
Der seither wuchs im Glauben
Und den sich nicht ließ rauben
Das Volk in den Landen weit.

Nun war binnen dieser Zeit
Maria rein und gut
Unter Johannis Hut.
Zwei Ämter waren ihm befohlen,
Deren pflegte er unverhohlen:
Marias Hut und die Lehre.
Der beiden pflegte der Hehre,
Denn er trug gar weisen Sinn.
Der edlen Königin
Schuf er zuhause Ehre genug;
Wohl zwölf Jahre trug
Sie noch ihr segenreiches Leben,
Von Freunden treu umgeben.
Er fuhr zu predigen in das Land,
Das Asia ist genannt.
Wohin er kehrte, an jedem Ort
Lehrte er das Gotteswort.

Als einst die Jungfrau rein,
Im Gebete ganz allein,
An ihr Kind dachte hin
Und ihr mütterlicher Sinn
Mit Jammer sie zwang,
Dass ihr Herze darnach rang,
Ihr Kind zu schauen noch einmal,
Da kam ein lichter Sonnenstrahl
Hin in die Kammer auf der Au,
Wo sich die liebe Frau
Beschlossen hatte ganz allein.
Ein lichter Engel rein
Sprach so: "Maria, höre mich!
Mich hat dein Kind gesandt an dich,
Jesus, des Himmels Krone,
Der in dem höchsten Throne
Sitzt; er ruft dich alsogleich
In das große Himmelreich
Ohne Klage und ohne Not.
Dich soll nicht fällen bittrer Tod;
Des Himmels Tor ist offen dir,
Da dein mit züchtiger Begier
Die Engel und die Heiligen warten."
Eine Palme aus des Himmels Garten
Gab er ihr da in die Hand
Als Siegeszeichen, eh er schwand.

Maria darob nicht erschrak,
Da sie gar oft der Zwiesprach pflag
Mit Engeln, und sie sprach zu ihm:
"Ei, guter Engel Cherubim,
Wenn ich Gnade finde
Vor meinem lieben Kinde,
So wäre mein bittliches Begehr,
Ich wollte, dass mir kämen her
Vor meines Todes Falle
Die lieben Apostel alle,
Dass ich in rechter Nähe
Mit Augen sie sähe
Und vor ihnen meines Leibes Leben
Könnte fröhlich aufgeben."

Binnen dieser Zeit geschah,
Dass man Johannes predigen sah
Zu Ephesus im Lande.
Gott unser Herr sandte
Dahin einen Donnerschlag,
Dass alles Volk gar sehr erschrak.
Dabei kam eine Wolke fahl,
Draus fuhr ein lichter Wetterstrahl
Zum Volke, das ihm war so nah.
Johannes ward entrücket da
Und gebracht vor unserer Frauen Tür.
Er klopfte: da lief man herfür
Und ließ Johannen hineingehen.
Als sich da sollten sehen
Die beiden jungfräulichen Herzen,
Das war in Freuden und in Schmerzen.
Maria sprach: "Mir naht der Tod.
Nun höre ein Teil meiner Not,
Was ich habe von denen vernommen,
Die beiweilen zu mir kommen!
Die Juden haben also gesagt:
Sobald der Tag tagt,
Dass Jesu Mutter soll sterben,
So wollen wir verderben
Den Leichnam, der ihn trug,
Ihn schänden lästerlich genug
Und werfen in ein Feuer;
Da soll ihm Hilfe werden teuer.
Drum lass es dir gefallen,
Dass du ihr böses Schallen
Stillest nach deiner Macht.
Die Palme, die mir der Engel gebracht,
Lass vor der Bahre tragen,
Um sie mit Schrecken zu schlagen!"

Johannis Augen wurden nass;
Vor Marias Bett er saß
Und sprach: "O kämen nach meinem Begehr
Nur alle die Apostel her,
So wollten wir ohne Gefährden
Dich bestatten zu der Erden!"

Nun waren binnen dieser Zeit
Die Apostelgar weit
Zerteilet in den Landen,
Da sie von Sündenbanden
Das blinde Volk erlösten,
Es mit Gnade zu trösten,
Dass mannige Seele gerettet ward.
Wo ein jeder auf seiner Fahrt
Predigend hin die Schritte lenkte,
Ein Nebel sich da niedersenkte
Auf ihn, der ihn entzückte
Und von den Leuten entrückte.
Nach unseres Herren weisem Sinn
Kamen sie bis vor die Türe hin
Des Hauses, da Maria lag;
Darob gar mancher erschrak.

Auch Paulus war daher gekommen.
Als so die lieben Frommen
Standen vor Mariens Tür,
So kommt Johannes herfür.
Wie froh ward er da,
Als er sie allesamt ersah!
Er sagte ihnen die Märe,
Wie der Frau geschehen wäre.

Die Apostel treu und gut
Verhehlten drum ihren trüben Mut
Und gingen vor Maria hin.
Ihr heilig demütiger Sinn
Neigte sie zur Erde
Mit inniger Geberde
Im Angesicht des Todes da.
Als Maria Paulum sah,
Empfing sie ihn mit Grüßen.
Er fiel ihr zu Füßen
Und sprach: "Gegrüßet sei mir hie,
Da ich mit Fleisches Augen nie
Dein liebes Kind gesehen habe;
Dein Anblick mich zum Troste labe!"

Als Maria die gute
Mit jenem hohen Mute,
Den sie zu jeder Tat gewann,
Der rechten Zeit sich besann,
Da legte sie an ihr Sterbekleid
Und lag mit großer Innigkeit
Allda in einem Bette;
Ein Licht entbrannte man zur Stätte.
Auch waren da zwanzig Jungfrauen gut.
Maria stund in deren Hut;
Die dienten ihr mit Fleiße
Auf löbliche Weise.
Die Apostel lobten Gott
Nach ihres Willens Gebot
Im Chor, der bis zum Himmel klang.
Petrus, der gute, sang
Also mit ihnen lieblich und fein:
"Freue dich, freue dich, Königin rein,
Du Fraue, da dich Gottes Rat
Sonderlich geminnet hat,
Die du in der Keuschheit Leben
Der Welt ein Licht hast gegeben!
Wohl dir, dass dein je ward gedacht!"

Dies währte bis hin in die Nacht,
Dass die Apostel rein
Und das Volk allgemein
Ob der Frauen wachte,
Als das Haus erkrachte
Von einem großen Donnerhall,
Der ertönte ob ihnen all
Mit einem starken Sause.
Da ward auch in dem Hause
Ein süßer Duft; da kam gefahren
Mit lichten, engelischen Scharen
Jesus, der Jungfrau Sohn. Es sangen
Die Engel mit fröhlichem Prangen,
Da von dem Leib Marias Seele kam,
Die Jesus Christus selber nahm
Auf seinem Arm; und er entschwang
Sich aufwärts in der Engel Sang.
Die empfingen sie mit hohem Lied:
"Wer ist es, die aus der Wüste zieht,
Auf ihres Liebsten Brust geneigt?
Das ist die Braut, der Gott erzeigt
Vor den Töchtern allen
Inniges Wohlgefallen."
Die rief auch Adam und Eva:
"O liebe Tochter Maria!
Wohl uns, du herzeliebes Kind,
Dass mit dir unterlegen sind
Der Schlange Listen, Sünd` und Not;
Die sind durch deine Keuschheit tot!
Komm, gebenedeite Frucht;
Denn uns ist von so schöner Zucht
Gar wenig hergekommen!"
So ward die Seele genommen
Und ob der Engel Chöre gebracht,
Wie Gott es hatte wohl bedacht.

Indes bedeckten die Jungfrauen
Den Leichnam, blütenklar zu schauen,
Mit seidenen Tüchern, legten ihn
Dann auf eine Bahre hin
Mit inniglicher Traurigkeit.
Als die Bahre war bereit,
Und darum Lichter entbrannt,
Die alle trugen in der Hand,
Die ihre Freunde waren,
Da brachte man zur Bahren
Die sternlichte Palme her.
Johannes bat man nunmehr,
Dass er, der jungfräuliche Mann,
Mit der Palme ging voran.

Petrus und Paulus darauf kam
Zur Bahre; jeder nahm
Sie an ihrem Ende
In seine Hände.
Die Apostel auch zugleich
Halfen ihnen trauerreich
In der Prozession.
In lustvollem Ton
Hörte man der Engel Sang,
Der in der Luft weit erklang.
So ward sie getragen aus der Stadt.
Gar viel des Volkes hinzutrat
Und wunderte sich sehr,
Wenn man mit solcher Ehr`
Brächte hin zu dem Grab.
Ihrer einer lief da hinab
Und erfuhr die Märe,
Wie und was da wäre.

Da hub das Volk überall
Unter ihnen zornlichen Schall.
Die Fürsten und die Judenpfaffen
Begannen bald zu schaffen,
Dass jeglicher herauskäme
Und Schild und Schwert nähme.
Ein Pfaffenfürst lief da voran.
Er führte die Rotte an
Und wollte mit Unehren
Die Bahre umkehren.
Die Hände er an die Bahre schlug,
Was ihm Gott doch nicht vertrug.
Ihm klebten Hände und Arme
An der Bahre, dass der Arme
Herrn Petrus schrie um Hilfe an,
Denn er erkannte den heiligen Mann.

Da sprach Petrus: "Willst du gestehn,
Dass alles Heil der Welt geschehn
Durch Marias Sohn,
So hoff` ich, dass zum Lohn
Für dein treu Gemüte
Gott erzeige seine Güte."
Da sprach der Jude: "Ich glaube, ja!"
Vom Banne ledig war er da,
Doch lahm noch und schwach.
Petrus zum zweiten Male sprach:
"So küsse nun die Bahre,
Dass Heil Dir widerfahre!
Dann nimm die Palme unentwegt,
Die Johannes trägt,
Und frage das blinde Volk, das tolle,
Ob es dem Glauben folgen wolle;
So werden Sie sehend werden
Und frei von allen Gefährden!"
Das tat er; denn mit Blindheit geschlagen
Waren, die es wollten wagen,
Ihm zu folgen: sie sahen nun wieder
Und sanken vor der Bahre nieder.

Die Fürsten der Christenheit
Brachten nun den Leib der Maid
Zu Josaphat in das Tal.
In der Luft war großer Schall
Von den Engeln Gottes
Nach dem Willen seines Gebotes.
Der Leichnam ward allda begraben.
Nun wollten sie dort Wache haben.
Am dritten Tag ein lichter Schein
Schien den Aposteln allgemein
Ob dem Grab der Frauen.
Sie begannen Wunder zu schauen.
Es schwebten auch viel Engel rein
In jenes Lichtes hellem Schein
Herum und darob;
Die sangen dazu hohes Lob.
Da kam Christus herab
Und hub aus dem Grab
Den reinen Leichnam, dass nach dem Leide
Leib und Seele beide
Vereinigt sollten sein
In der lichten Wolken Schein
Ob aller Heiligen Heiligkeit,
Da ihr Gestühle war bereit.

Die Apostel küssten der Jungfrau Grab
Und gingen fröhlich wieder hinab.
Nun war Sankt Thomas, wie wir lesen,
Nicht an dem Tag dabeigewesen.
Er bat, dass sie mit ihm hinab
Wieder wollten gehn zum Grab,
Dass er möge schauen
Den Leichnam der Jungfrauen.
Als die Apostel hintraten
Und das Grab auftaten,
Da war darin nichts als das Kleid;
Der Leichnam war im Himmel weit.
Die Erde war dafür zu schwach;
Daher sie das Recht der Natur zerbrach.
Sie war nicht würdig der Ehre,
Dass ihr untertan wäre
Ein also großes Heiligtum.
Der Himmel und des Himmels Ruhm
Hatte nur die Kraft dazu.
Doch Thomas zweifelte. Im Nu
Erschien Maria selber wieder
Und reichte ihm ihren Gürtel nieder,
Dass er ein Zeugnis des Wunders hätte.
Der Gürtel wird an heiliger Stätte
Noch zu Pistoia aufbeahrt.

Die Gottesmutter rein und zart,
Als Engelskönigin
Und Himmelsherrscherin
Sitzet sie nun oben,
Die wir genug zu loben
Mit aller Macht nicht mächtig sind,
Und fleht für uns bei ihrem Kind.

(Aus: "Goldene Legende der Heiligen
von Joachim und Anna bis auf Constantin den Großen"
neu erzählt, geordnet und gedichtet von
Richard von Kralik
München 1902)